Tempting Fate for a Little Bit More

26.5.2012

»Schicksal« Das Wort stand im Raum. Der Raum war ansonsten relativ leer. Elf und Delf standen um das Wort rum und wussten auch nicht so wirklich, wo es herkam, wer es eigentlich ausgesprochen hatte und, vielleicht am gewichtigsten in dem ganzen Schlamassel, was dieses Schicksal denn eigentlich sein soll.

Und dann steht da dieses Wort. Schicksal. Zu lieb, um gehasst zu werden, zu aufdringlich, um ignoriert zu werden. Hatte es denn das Schicksal nicht eigentlich im Großen und Ganzen, von zur Regel gewordenen Ausnahmen abgesehen, ganz nett mit ihnen gemeint? Immerhin standen sie jetzt im einem dunklen Raum, keine Einrichtung, schemenhaft zu erkennende Menschen. Das Schicksal hätte sie schlimmer behandeln können.

»Okay, wir müssen was unternehmen. So kann das ja nicht weitergehen.« Delf ergriff die Initiative, löste sich von seinem Standpunkt. Ging zwei Schritte und merkte dann, dass sein Standpunkt ein ganz guter gewesen war. Er wollte das Schicksal umstupsen. Einfach so. Was aber gar nicht so einfach ist, wenn das Objekt des Stoßes eine gespentige Gegenständlichkeit ist, also eigentlich keine Gegenständlichkeit. Delf dämmerte es, die Arbeiterinnenbewegung ist daran ja auch gescheitert. Zumindest hatte Marx mal irgendwie sowas geschrieben. Der Wert war's damals. Genau.

Ob man das Schicksal mit einer detaillierten Befragung zum tendenziellen Fall der Profitrate aus der Reserve locken kann? Vermutlich nicht. Das Biest schweigt. Und Delf hat keine Ahnung. »Ey, wir brauchen dringend eine Bar.« Elf hatte in der Zwischenzeit die etwas verworrene Prioritätenliste in seinem Kopf wieder in eine neue Ordnung gebracht und befunden, dass es an der Zeit ist, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Und selbstbestimmt Bier trinken ist ein Fortschritt zum Nachdenken über Wortgespenster. Es ist Wochenende.

Das Schicksal grinst.